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Ungarn

Ungarisches Tiefland

In einem abgelegenen verlassenen Gehöft im ungarischen Tiefland erlebe ich einen Sommer lang die Extreme dieser Landschaft: lebensfeindliche Ödnis und unbezähmbare Lebenskraft. Sie schlagen sich nieder in den Leben der Menschen. Vor Jahrhunderten war das Tiefland eine ausgeglichene Auenlandschaft. Ich frage nach dem Grund der Veränderung.

Zeichnungen „Das ungarische Tiefland”

Ich zeichne fast ausschließlich mit Materialien, die ich dort vorfinde: Erde, Wein, Asche, Paprika, Kaffee…So zeichnend versuche ich in die Frage einzudringen.

„Erde, Asche, Sonnenrad”

Über das Erleben, die Begegnungen schreibe ich, ihre Verknüpfungen in Natur, Kultur, Geschichte suchend.

Die Antwort, die ich am Ende finde, ist eigenwillig.
In einer Ausstellung in Budapest wird sie von einer alten Frau aus dem Tiefland bestätigt.

Textauszüge aus „Erde, Asche, Sonnenrad”

 Ungarn Frau mit Karren „Frau mit Karren”
Zeichnung 29 X 38,5cm
Paprika, Erde, Tusche

Vor dem Ladentisch die alte Frau: hart und kantig wie ein Holzscheit. Kittel, Kopftuch und Strickjacke rindenfarbig. Nackte Füße in klumpigen Tagein-Tagaus-Schuhen, in deren Rillen und Kerben die Erde schon eingewachsen ist. Wurzelige Hände räumen Tüten in die Tiefe der einen Tasche und der anderen Tasche und so fort. Vier volle schwere Taschen auf einen Griff genommen. Servusz!
Eine Tasche nach der anderen wird auf den Pferdewagen gehoben und verstaut. Mit zwei sicheren Griffen, zwei sicheren Tritten ist die Frau auf dem Kutschbock, greift die schwarzspeckigen Zügelriemen, schnalzt ein Pferdewort. Der Wagen setzt sich knarzend in Bewegung, rumpelt davon. Der Sandweg, der hier abbiegt, führt bis zum Horizont.

Ungarn Gespräch mit Eszter width= „Gespräch mit Eszter ”
Zeichnung 29 X 30cm
Paprika, Asche, Tusche, Kreide

Eszter hat die Gänse gefüttert. Sie wischt ihre Hände an der Schürze ab. Arbeitshände. Ihr Gesicht ist voller Zeichen und Spuren. Wie eiskalt weht der Winterwind über das Tiefland? Wir treffen uns in einem Lächeln. Eszter schiebt den Kaffee zu mir hin in der winzigen goldrandigen Sonntagstasse. Sie erzählt mir von ihrem Sohn. Das braucht keine Worte. Nur das Foto und ihre Hände und Augen. Da weiß ich wie er starb. Sie bricht mir eine Pflaume auf. Ich lege eine Hälfte zurück in ihre Hand. Wir schweigen lange. Dann ist alles gesagt. Eszter legt eine große rote Paprika vor mich hin. Wie könnte ich das essen?

 Ungarn Nachthimmel „Nachthimmel”
Zeichnung 100 X 70cm

Am Abend trinke ich roten Wein. Aladar und Ferenc spielen Geige. Sie spielen das Leben so wie es ist. Wer das hören kann, den zieht der nächtliche Himmel in seine Höhe und seine Tiefe. Wo ist oben? Wo ist unten? Sterne sind zum Greifen nah und sind doch nur Staub unter den silbernen Hufen der ungarischen Heldenpferde, die in solchen Nächten über den Himmel galoppieren. Schwarzschattig fliegt ein Rabe auf, schreit, und eine Sternschnuppe fällt vom Himmel. Die bewahre ich für später auf.

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