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Bildbetrachtungen

Bildbetrachtung „Hausgeist poltert”

Bildbetrachtung „ Die Puppenliebhaberin ”

Zeichnung Puppenliebhaberin

Der erste Eindruck ist das bildfüllende Grün. Darin eine fast weiße Fläche, versetzt darunter blaue und schwachrote Flecken. Unten am Bildrand helle, sehr lange, sehr schmale Finger. Die rechte Hand einer Frau, im blaurotgefleckten kleid, deren Gesicht in der hellen Fläche erkennbar wird.
Das fast leuchtende Gelb ihres Haares, nach oben gewischt, und die Dreieckslinie ihres Kinns deuten den Kopf, den Hals an. Ihr feiner Mund, kühlrot wie das Rot ihres Kleides, lächelt. Nur zur linken Seite ziehen sich die schmalen Lippen -in einem geraden überlangen Strich mit einer kleinen aufwärtsstrebenden Kante zum Lächeln.

 Detail der AugenWas ist das für ein Lächeln? Ist es leicht zu deuten? Ihr linkes Auge sieht den Betrachtenden an. Feine Linien zeichnen die Augenform, ein dunkles Grün, das die Iris nicht ausfüllt, die Pupille ein senkrechter Strich. Was sagt ihr Blick?
Das rechte Auge, die Lidränder grün umrandet, ist das Auge eines Tieres. Sein Pupillenstrich richtet sich in die Dunkelheit, zu der der Kopf sich neigt, sich dahinein in seiner Form aufzulösen scheint. Die Dunkelheit ist tief und transparent. Grüntöne und Violettschattierungen, warme und kalte Farben, ein starkes Magenta, ein kräftiges Orange gesprenkelt.
Alle Farben wie in Bewegung zum oberen Bildrand strebend und quer zur anderen Bildseite, das Gelb mitziehend. Diese Dynamik ist deutlich. Aber die Farbstimmung ist ambivalent. Wie Lächeln und Blick der Frau, deren Gesicht dem einer Schlange ähnelt. Jener uralten Symbolgestalt der Menschheit, der wir in allen Kulturen begegnen. Die weise Schlange. Die arglistige Schlange.
Die Schlange in zwei Bedeutungen. Ihr Gift heilsam oder tödlich.

In einer ruhigen warmgrünen Fläche: die Puppe. Richtet sie sich auf? Geht sie tastend voran? Tanzt sie? Wird sie an drei roten Fäden nur gehalten von der linken Frauenhand - spielend oder zärtlich?

 Detail der Hände Giftgrün, eiskaltes Blaugrün, trübes Grauviolett, Lichtgelb, Blattgrün, das Grün der runden Iris, das dunkler ist als der Pupillenspalt, das Lächeln…
Unser Gefühl und Denken entscheidet, was wir darin sehen - insoweit das Bewusstsein damit einverstanden ist. Vielleicht erscheint die Schlangenfrau grausam, die Kralle zur Puppe ausgestreckt. Aber dann steht dazwischen ein lebensvolles Orange. Es bildet sich eine neue Sehverbindung zwischen einer großen und einer kleinen Hand. Und etwas Neues kommt ins Spiel…
Dieser Zeichnung liegt ein Erlebnis zugrunde, das sich im Bild mit dem Mythos der Schlange verband. Die immer wechselnden Seiten des Daseins, Denkens und Fühlens zwischen Finsternis und Licht Täuschung, Vertrauen, Liebe, Macht -und der Humor.

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Bildbetrachtung „ Hausgeist poltert ”

Zeichnung: Hausgeist poltert

Mischtechnik, Papier 20 X 19cm

Der Hausgeist poltert
In einem alten Haus ist man nie einsam. Wie überhaupt nie in Gesellschaft alter Dinge. Jener Dinge, deren Charakter sich ausprägt mit den Jahren. Ihnen ist eine Würde eigen.
Respektvoll werden sie, so in der Türkei, mit Namen benannt. Die Würde besitzen sie nicht trotz ihrer Krummheit, Fadenscheinigkeit oder der abgestoßenen Stelle, sondern wegen ihrer Fähigkeit voller Geschichten zu sein, deren Überschriften darin zu lesen sind.
Manche Völker wissen das noch. Sie leben noch mit Geschichten. Und Dingen. Und Liedern.

Und alle Kinder auf der ganzen Erde suchen noch immer das Miteinander, mit Lebewesen, Dingen und Geschichten. Manchmal sind sie es, die allein noch jene Überschriften entziffern können. Verlorene Geschichten erfinden sie neu in ihrer Phantasie - und doch immer wieder gleich: über Himmel und Erde, Gut und Böse, Leben und Tod.

Mir kam dieser Hausgeist auf das Papier gepoltert- er will Aufmerksamkeit mit Augen und Herz, ist voller Überschriften für Geschichten er will vielleicht auch Aufmerksamkeit für die inneren Ohren - oder hörbare Musik, diese oder eine ganz andere...? Er lädt ein zum kleinen Abenteuer der geweckten Phantasie!

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