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Bildmeditation anlässlich meiner Ausstellung im neuen Gemeindehaus der
evang. luth. Gemeinde Elsfleth

Die vier Elemente in der Schöpfung



Bildtafel mit den 4 Elemnten
Kornelia Fulczynski
Ölfarbe, Kreide, Bleistift, Blattgold auf
4 miteinander verbundenen Leinwänden; 120x160 cm

Zu einer Reise in dieses Bild möchte ich Sie einladen.

Die Elemente Wasser, Erde und Luft haben auf den ersten Blick im Bild ihre Bereiche, das Feuer aber brennt links am Bildrand, bricht aus der Erde am Meeresgrund, glüht in Sonne und Sternen. Sehen wir genauer hin, erkennen wir, das alle Elemente miteinander verflochten sind.
Über Alles breitet sich das Kreuz, mit Blattgold belegt, das symbolisch das Transzendente darstellt.

Nachts, am Himmel. Unzählige Galaxien mit unzähligen Sternen beobachten wir im Universum, soweit unsere Möglichkeiten reichen. In unserer Galaxie, der Milchstraße, befindet sich irgendwo, schon am Rand, unser winziges Sonnensystem, darin neun Planeten, einer davon die Erde, auf der wir leben. Könnten wir vom Mond auf sie herabsehen, sähen wir einen blauen Planeten - voller Leben.
Einzigartig in unserem Bereich des Kosmos.

Die Erde: erst nur Wirbel aus dem Staub anderer Sterne, dann glühender Feuerball. Er kühlt sich ab, eine Kruste und neue Gasverbindungen und Wasser entstehen. Die Kruste verwittert, bildet eine Sedimentschicht. Feuer, Wasser, Luft und Erde: die vier Elemente.
Aber kein Leben. Aus toter Materie kann kein Leben entstehen.

Woher das erste Leben kam, einzelne Zellen im Wasser, wissen wir nicht. Eine Zelle, die fähig ist, sich mit Energie zu versorgen, in dem Maße, wie sie gebraucht wird, und Energie abzugeben, im richtigen Maß. Sie kann sich unablässig lebenserhaltend verhalten und durch Teilung fortpflanzen. Mikroorganismen bilden sich im Wasser und an Land. Sie beleben die tote Materie des Sediments auf der Erdkruste, dadurch entstehen Lebensbedingungen für weitere Lebensformen. Pflanzen wachsen. Tiere entstehen. Es ist ein gesamtes und unglaublich feines Zusammenspiel: innerhalb eines Organismus, zwischen einem Organismus und der Umgebung, zwischen den Lebensformen mitsamt der Umgebung. Das Eine kann nur sein, wenn das Andere da ist. Nichts kann für sich allein existieren. Ein kompliziertes Ineinanderweben erhält das Leben auf diesem Planeten. Ein lebendiger Kreislauf aus Werden und Vergehen.

Pflanzliche Lebewesen haben je nach ihrer Art spezielle Lebensbedürfnisse: die Menge an Wasser und Licht und Zusammensetzung der Erde. Nur in lebendiger Erde, belebt durch Bakterien und Kleinstlebewesen, ist Wachstum möglich. Die Pflanzen, das wissen wir heute durch Forschungen, reagieren auf bestimmte Musik positiv oder ablehnend, auf ein in ihre Nähe gehaltenes brennendes Streichholz, auf den Umgang des Pflegenden mit messbaren, aber nicht mit den Augen wahrnehmbaren Bewegungen.

Die Tiere brauchen einen Lebensraum und Nahrung, jedes nach seiner Art. Die Verhaltensbiologie in ihrer interdisziplinären Ausrichtung beobachtet, dass Fruchtfliegen lernen und einen gewissen Grad an eigener Entscheidung haben. Krähen erkennen Zusammenhänge und benutzen Werkzeuge Junge Meerschweinchen erlernen wie sie sich angepasst in ihrem Sozialverband zu verhalten haben. Schweine sind zu komplexen Emotionen fähig. Sie erwarten von den Geschehnissen in ihrer Umgebung Gutes, wenn sie sich wohl fühlen- und umgekehrt. Schimpansen kümmern sich um sterbende Gruppenmitglieder und trauern. ²
Undenkbar lange Zeit lebten die Tiere auf der Erde. Der Übergang vom Tier - ins Menschenreich verlief vermutlich fließend.

Der Mensch ernährte sich durch Sammeln und Jagen. Er macht sich nutzbar, was ihn umgibt: baut Pflanzen an, hält Tiere. Er erforscht das Zusammenspiel der Elemente. Er ahnt das Göttliche. Er fragt nach dem Sinn des Lebens.
Im 10. Jhd. vor Chr. wird der 8. Psalm geschrieben.
"Du, unser Herr, wie herrlich ist dein Name in allem Erdreich!...
Wenn ich ansehe deinen Himmel, das Werk deiner Finger, Mond, Sterne, die Du hast gefestet,
was ist das Menschlein, dass Du sein gedenkst..., alles setzest du ihm zu Füßen, Schafe und Rinder allsamt und auch das Getier des Feldes, den Vogel des Himmels und die Fische des Meeres..."

(Übersetzung Martin Buber)

"Zu Füßen gesetzt" oder "Unter die Füße gestellt", dieser, so übersetzte Begriff, wurde für die Arbeit des Hirten gebraucht. Sie besteht darin die besten Weidegründe aufzusuchen, damit die beste Nahrung die Tiere gesund und widerstandsfähig hält. Den Nachwuchs jedem weiblichen Tier so angemessen zu regeln, dass es kräftig bleibt. Schwache und mutterlose Lämmer werden getragen und in der Hirtenfamilie großgezogen. Es werden nur so viele Tiere geschlachtet, wie es der Herde insgesamt bekommt. Der Hirte schützt die Herde vor Raubtieren. Er sucht die verirrten Schafe.
"Unter die Füße stellen" bedeutet Fürsorge und Verantwortung zu übernehmen.

Handabdruck Bilddetail Auf dem Bild zu sehen ist der Widder. Er ist ein uraltes Symbol für Fruchtbarkeit. Im Alten Testament ist er Opfertier. Zu Zeiten Jesu wird alljährlich ein Schafbock symbolisch mit den Sünden der Menschen beladen in die Wüste gejagt, um mit seinem Tod die Sünden auszutilgen.
Ein Vogel fliegt dort, ganz fragil, eine Taube vielleicht, Symbol für den Frieden. Ein Olivenbaum, ein Dornbusch, Fluss, Fische, das Meer, der Eisberg, der Mond... Als einziges Lebewesen bearbeitet der Mensch dies Alles. Auf dem Bild ist er symbolisch mit dem Abdruck einer Hand dargestellt.

Der Mensch ist verwandt mit allem, was lebt. Diese Verwandtschaft wertzuschätzen, gehört zum Verstehen dessen, was Menschsein heißt, ist Achtung vor der Schöpfung Gottes.

Könnten wir vom Mond auf die Erde herabsehen, sähen wir einen Planeten, der wie ein Schiff durch das All treibt, alles Leben darauf angewiesen auf ein gesamtes und sensibles Zusammenspiel.
Wir sähen im Jahr 2014:
Jeder 9. Mensch geht jeden Abend hungernd schlafen. Jedes 4. Kind ist unterernährt. Es gibt 31 kriegerische Konflikte. 130 Tier- und Pflanzenarten sterben täglich aus. Die Ursachen sind Waldvernichtung und Bodendegeneration, Klimawandel, Chemisierung der Landwirtschaft. Das verkraftbare Aussterben ist um 1000 % überschritten.³

Wem gehört der Planet Erde?
Die Erde ist des Herrn - sie ist ein Teil seiner für uns unfassbar großen Schöpfung. Sie ist uns in unserer Lebenszeit hier zu Fürsorge und Verantwortung gegeben.

Glauben wir dies, danken wir Gott. Verschließen wir nicht die Augen. Handeln wir. Danken wir, indem wir die Orchidee im Blumentopf nicht als Wegwerf-Industrieprodukt ansehen, sondern als Lebewesen, "...selbst Salomo in all seiner Herrlichkeit war nicht bekleidet wie eine von ihnen." (Lk 12,22)
Verschließen wir nicht die Augen, sondern fragen wir uns, was es ist, woher es kommt, bevor wir es in unseren Einkaufskorb legen.
Handeln wir in den vielen uns noch so klein erscheinenden alltäglichen Möglichkeiten. Sie alle tragen dazu bei die Schöpfung zu bewahren. Dazu brauchen wir Kraft, Ruhepausen und Freude. In der Verbindung zur Natur, zu Erde, Wasser, Feuer, Luft, Himmel und Pflanzen und Tieren können wir sie finden.

Die vier Elemente. Aus der griechischen Naturlehre kommend galten sie bis ins 17. Jhd. als Grundelemente aller Dinge. Uralt und weit verbreitet ist ihre religiöse Verehrung. Ihre symbolische Interpretation zeigt den doppelten Charakter als Materie und Abbild des Göttlichen. Darin ist Begegnung und Vereinigung von Gott und Mensch in der Welt möglich. auf diesem Hintergrund sind die Zeichenhandlungen Jesu zu verstehen: Das Stillen des Sturmes, die Verwandlung des Wassers in Wein, sein Wandeln über das Wasser. Jesus selbst nennt sich: Ströme lebendigen Wassers, das Licht der Welt. Die Elemente sind in der Liturgie aufgenommen: das Wasser der Taufe, das Feuer in der Osternacht, Asche, Erde auf dem Friedhof. Und in der zentralen Bedeutung des Abendmahls: in Wein und Brot.

Die Schöpfung ist vergänglich. Alles entsteht und vergeht, jedes winzige Lebewesen, jeder Stern.
Jesus Christus ist unser Hirte. Wir vertrauen darauf, dass er am Ende heimführt. Die gesamte Schöpfung über den Tod hinaus.
Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Dies ist eine der möglichen Reisen in das Bild. Ich wünsche Ihnen viele eigene Wege bei der Betrachtung des Bildes im Gemeindehaus in Elsfleth.

Quellen:
2 Rainer Hagencord: Die Würde der Tiere. Gütersloh, 2011
3 UN World Food Programme

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